Ihre Büros eröffneten die beiden Architektinnen nur mit zwei Jahren Unterschied, Dietrich 1982 ohne Partner*in und Gatermann 1984 gemeinsam mit ihrem Ehemann Elmar Schossig. Beide Frauen zeigten ihre Stärke auf unterschiedliche Art und Weise. Gatermann entschied sich für Karriere und Familie. Diese Entscheidung, mit der sich bis heute viele Frauen beschäftigen, konnte sie Dank der Unterstützung ihres Mannes treffen. Dietrich hingegen hatte das Gefühl, sich für eine Seite entscheiden zu müssen. In einem Tagebuch notierte sie: „[Ich] entscheide […] mich unter Tränen gegen Ehe und Kinder, für die Architektur.“ Vor allem aber zeigen die beiden Architektinnen, dass ihre Entwürfe und umgesetzten Projekte ihren männlichen Kollegen in nichts nachstanden.
Renommee durch Stahlbauwerke
Verena Dietrich war eine der wenigen Frauen, die sich mit sehr technischen Stahlbauten ein Renommee erarbeitete. Der Durchbruch gelang ihr 1986, als sie den ersten Preis für ihren Entwurf des Publikumsbauwerks im Sportpark Hohenberg in Köln gewann. Eine logische und leichte Konstruktion aus klar getrennten Elementen. Das fast schwebend erscheinende, 18 Meter vorkragende Dach über der Tribüne wurde von einem räumlichen Seiltragwerk an sechs aufragenden Stahlmasten gehalten.
Inspiration fand Dietrich in der Statik eines üblichen Baukrans. Aus einem Wettbewerb entstand 1993 auch ihre berühmte Fußgängerbrücke im Mediapark in Köln. Die ursprünglich als vorgefertigtes Faltwerk geplante und bereits als Patent angemeldete Brücke musste aus Kostengründen einfacher ausgeführt werden. So wurde sie als dynamisches Rahmenfachwerk konstruiert und führt seither über eine Bahntrasse, die den Herkulesberg, einen renaturierten Trümmerberg der Nachkriegszeit und den Mediapark voneinander trennt. Im Dunkeln werden die schräg gestellten Tragbügel angestrahlt, die mit ihren hochaufragenden Stangen wie insektenartige „Fühler“ wirken.
Markantes Hochhaus für Köln
Dörte Gatermanns bislang bekanntester Entwurf ist das Köln-Triangel-Hochhaus, das mit über 100 Metern Höhe als markantes Wahrzeichen der rechtsrheinische Stadtkulisse gilt. Das besondere Merkmal des Triangle-Hochhauses ist seine wankelförmige äußere Gestalt. In Verbindung mit dem zentralen runden Kern ermöglicht sie fließend variierende Raumtiefen, die für alle Büroformen genutzt werden können. Die drei konvex gebogenen Glasfassaden schaffen eine optimierte energetische Gebäudehülle.
Die nach Süden zur Hauptwindrichtung ausgerichtete Fassade ist eine hinterlüftete Doppelfassade, während die Nordost- und die Nordwestfassade einschalig sind, mit individuell zu öffnenden fassadenintegrierten Kiemenfenstern. Ein geschossweise angelegtes energetisches System aus Bauteilaktivierung, Geothermie, Wärmerückgewinnung und dezentralem Lüftungssystem spart Primärenergie und ermöglichte zwei zusätzliche Bürogeschosse. Für die Öffentlichkeit zugänglich sind der begrünte Innenhof, die zentrale Glashalle mit dem angrenzenden Restaurant und den anmietbaren Konferenz- und Eventflächen sowie die Aussichtsplattform in 103 Metern Höhe mit einem spektakulären Blick auf den Dom und die Altstadt.
Das städtebauliche Kolloquium „Innenstadt der Quartiere. Vom Potenzial der sperrigen Riesen“ an der RWTH Aachen führt im Sommer 2024 den Diskurs über die Zukunft der Innenstadt fort. Baukultur NRW unterstützt das Projekt.
Zur Ausstellung „Frau Architekt“ blicken wir in der Blog-Serie „Zwei Perspektiven“ auf Bauaufgaben und Positionen in der Architektur - die trotz großer Zeitabstände häufig Parallelen aufweisen. Dieses mal schauen wir auf Interieurs.
Im Jahr 2025 schickt das Museum von Baukultur NRW „Kirchen als Vierte Orte – Perspektiven des Wandels“ auf Wanderschaft. In den Gemeinden soll die Ausstellung Impulse für die Umnutzung leerstehender Sakralgebäude geben.
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