Die Fassade des UmBauLabors in Gelsenkirchen-Ückendorf.
Die Fassade des UmBauLabors in Gelsenkirchen-Ückendorf. Foto: Sebastian Becker

UmBauLabor

Mit dem UmBauLabor erprobt und diskutiert Baukultur NRW in einem Gebäude in Gelsenkirchen im Maßstab 1:1 nachhaltiges und kreislaufgerechtes Planen und Bauen. Das Umbauen wird neu gelernt und zum erlebbaren Experiment.

Umbauen muss neu gelernt werden – dafür hat Baukultur NRW in der Bergmannstraße 23 in Gelsenkirchen sein UmBauLabor eingerichtet. Bis Ende 2026 erprobt und diskutiert Baukultur NRW dort gemeinsam mit Akteur*innen aus Forschung, Praxis und Zivilgesellschaft im Maßstab 1:1 Lösungsansätze für nachhaltiges Umbauen.

Im Fokus stehen neue Methoden zur Untersuchung, Bewertung, Verarbeitung und Verwertung von Materialien sowie zum Ausbau und Umbau von Bestandsgebäuden. Dabei geht es um die zentralen Fragen: Welche Chancen, Ressourcen und Werte liegen in einem abrissreifen Haus? Wie lässt sich das Umbauen neu erlernen?

Von Umbaukultur zu UmBauLabor

Foto: Sebastian Becker
Foto: Sebastian Becker
Bei dem Gebäude des UmBauLabors handelt es sich um ein sanierungsbedürftiges Wohn- und Geschäftshaus, das 1902 als Fleischereibetrieb und Wohnhaus errichtet wurde. Es weist einen hohen Instandhaltungsstau und erhebliche bauliche Mängel auf, weshalb es freigezogen und die bisherige Nutzung untersagt werden musste.

Mit dem UmBauLabor möchte Baukultur NRW Raum zur Analyse und zur Weiterentwicklung von Nachhaltigkeit, Umbaukultur sowie Zirkularität schaffen. Dafür wurden ein Infopunkt, ein Materiallager, eine kleine Werkstatt und ein Labor als Analyseort des Gebäudes errichtet, die unter anderem Hochschulen und Initiativen zu Forschungszwecken nutzen.

Baukultur NRW ist dabei Initiator des UmBauLabors und verantwortet und plant das Projekt und seine Inhalte. Dazu gehört auch die Koordination und Betreuung der Untersuchungen. Das Gebäude des UmBauLabors ist außerdem Ort der Information und Diskussionen zur Umbaukultur sowie zugleich Gegenstand der Untersuchung und Auseinandersetzung.

Ziel ist das Experimentieren mit verschiedenen Arten des Umbauens sowie das Wieder- und Weiternutzen von Materialien und dem Gebäude. Baumaterial und Einrichtung sollen primär aus gebrauchtem oder rezykliertem Material entstehen, Infrastrukturen, Konstruktionsweisen und Planungsprozesse überdacht und Alternativen vorgeschlagen werden.

Lebenszyklus von Materialien und Gebäude

Das UmBauLabor von Baukultur NRW: Einblick in das Gebäude an der Bergmannstraße 23 in Gelsenkirchen-Ückendorf. Foto: © Tania Reinicke
Das UmBauLabor von Baukultur NRW: Einblick in das Gebäude an der Bergmannstraße 23 in Gelsenkirchen-Ückendorf. Foto: © Tania Reinicke
Die Fassade des UmBauLabors in Gelsenkirchen-Ückendorf. Foto: Sebastian Becker
Die Fassade des UmBauLabors in Gelsenkirchen-Ückendorf. Foto: Sebastian Becker
Blick aus dem Innenhof: Das Gebäude liegt im Sanierungsgebiet „Bochumer Straße“. Foto: © Tania Reinicke
Blick aus dem Innenhof: Das Gebäude liegt im Sanierungsgebiet „Bochumer Straße“. Foto: © Tania Reinicke
Von Schweinehälften bis Autos – das Gebäude des UmBauLabors blickt auf eine lange Geschichte zurück. Foto: © Tania Reinicke
Von Schweinehälften bis Autos – das Gebäude des UmBauLabors blickt auf eine lange Geschichte zurück. Foto: © Tania Reinicke

Im Laufe des Projekts betrachtet Baukultur NRW das Haus anhand von vier Bereichen: das Gebäude, das Quartier, das Material sowie politische, verwaltungstechnische und regulatorische Rahmenbedingungen. Für jede Betrachtung wurden Expert*innen hinzugezogen, die auch das Begleitgremium des Projektes besetzen. Darunter sind u. a. Prof. Renée Tribble (TU Dortmund), Prof. Achim Pfeiffer (Hochschule Bochum), Prof. Sabine Flamme (FH Münster) und Frank Jansen (VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik). Sie untersuchen Quartiersstrukturen und Gebäudesubstanzen und machen die Lebenszyklen von Materialien und Kreislauffähigkeit des Gebäudes sowie vorherrschende Rechtsgrundlagen sichtbar.

Da Baukultur NRW sich mit dem UmBauLabor außerdem eine breitflächige Vermittlung des Umbauens an die Öffentlichkeit zur Aufgabe gemacht hat, soll das Umbauen möglichst niederschwellig aufgearbeitet werden. Sowohl in Sprache und Gestaltung als auch in der Form der Vermittlung.

Besichtigen die ehemaligen Wohnräume des Gebäudes an der Bergmannstraße 23 in Gelsenkirchen: Gäste der Auftaktveranstaltung des UmBauLabors von Baukultur NRW. Foto: Sebastian Becker
Besichtigen die ehemaligen Wohnräume des Gebäudes an der Bergmannstraße 23 in Gelsenkirchen: Gäste der Auftaktveranstaltung des UmBauLabors von Baukultur NRW. Foto: Sebastian Becker
Gäste im UmBauLabor. Foto: Sebastian Becker
Gäste im UmBauLabor. Foto: Sebastian Becker

Die „Zentrale“ im Erdgeschoss bietet Gelegenheit, um mit der Nachbarschaft und Interessierten ins Gespräch zu kommen und sich über Umbauprozesse auszutauschen. Darüber hinaus werden Nachbarschaftstreffen sowie Veranstaltungsformate wie Vorträge, Lesungen und Ausstellungen angeboten.

Bearbeitungsschritte, Formate und Veranstaltungen

Im UmBauLabor betrachten und bearbeiten unterschiedliche Personen den Lebenszyklus des Gebäudes zwischen der vergangenen und der kommenden Nutzungsphase. Diese Schritte sind zum Beispiel das Wahrnehmen und Sichten des Gebäudes, das Rückbauen, Aufbereiten und Umverteilen von Materialien sowie das Umbauen der Gebäudestruktur. Die interaktive Grafik illustriert diese Projektbestandteile: In einem Kreis werden die Akteur*innen (Figuren), die Formate (äußerster Ring), die Bearbeitungsschritte (zweiter Ring von außen) und das Gebäude (Mitte) des UmBauLabors dargestellt. 

Projektgrafik „UmBauLabor“. Gestaltung: DESERVE
Projektgrafik „UmBauLabor“. Gestaltung: DESERVE

Um diese Bearbeitungsschritte nach außen sichtbar zu machen, arbeitet Baukultur NRW mit vier Formatlinien: „Im Quartier“, „Im Experiment“, „Im Diskurs“, „Zu Gast“

Bei „Im Quartier“ wird das UmBauLabor zu einem offenen Treffpunkt und Anlaufpunkt für eine interessierte Öffentlichkeit. Dabei stehen praxisnahe Fragen des Umbauens im Mittelpunkt, die das Quartier und das UmBauLabor selbst thematisieren. 

Die Linie „Im Experiment“ bietet Studierenden und Auszubildenden unterschiedlicher Hochschulen und Lehrgebiete aus NRW die Möglichkeit, Umbauthemen am Gebäude zu erlernen. Dies findet sowohl in Form von Gesprächsveranstaltungen und Workshops als auch in einer jährlichen Summerschool statt. Ziel von „Im Experiment“ ist die Entwicklung neuer Modelle des Umbaus- und der Umnutzung für das UmBauLabor. 

„Im Diskurs“ wird das UmBauLabor zum zentralen Anlaufort für die Fachwelt. Hier stehen die fachliche Auseinandersetzung und Vernetzung zwischen Architektur, Ingenieurwissenschaften, Handwerk, Bauwirtschaft, Raumplanung und Stadtentwicklung im Fokus.

Die Formatlinie „Zu Gast“ öffnet das UmBauLabor für externe Veranstaltungen aus dem Quartier oder darüber hinaus. Nach Absprache können Formate angeboten werden, die sich thematisch in das Projekt einfügen und ein Angebot für die Nachbarschaft schaffen. 

Multimediale Dokumentation des UmBauLabors

Pageflow ist die multimediale Plattform für das UmBauLabor. Baukultur NRW veranschaulicht und dokumentiert dort das Projekt; es wird fortlaufend aktualisiert. Durch Texte, Bilder, Videos und interaktive Elemente erfahren Interessierte, wie sich das UmBauLabor entwickelt und welche Ideen darin umgesetzt werden. Klicken Sie hier, um zum Pageflow gelangen.

Umbauen neu erlernen

Baukultur NRW beteiligt sich mit seinem UmBauLabor an der aktuellen Diskussion zum Umgang mit Ressourcen.

Foto: Sebastian Becker
Foto: Sebastian Becker
Im Jahr 2022 forderte ein Zusammenschluss aus den Architects for Future, dem Bund Deutscher Architekten, aus verschiedenen Architektenkammern, der Deutschen Umwelthilfe und weiteren Unterstützer*innen in einem offenen Brief an Bundesbauministerin Klara Geywitz ein Abrissmoratorium und die Genehmigungspflicht eines jeden Abrisses. Statt Abriss sollen Erhalt, Umbau sowie die Wieder- und Weiterverwendung von Beständen Vorrang haben. Der Abrissatlas, die Orangene Liste, das House Europe und viele weitere Initiativen haben sich seither gegründet, um für den Umbau von Gebäuden und gegen ihren Abriss einzustehen.

Es ist klar: das Bauen ist ein großer Hebel, um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten. Eine Lösung, um Ressourcen zu sparen und Müll zu vermeiden, könnte im Erhalt und Umbau liegen sowie im Einsatz von lokalen und wiederverwendeten Rohstoffen beim Umbauen. Denn die tragenden Konstruktionen von Gebäuden sind häufig stabil genug für mehrere Lebenszyklen. Außerdem ist Material in Gebäuden und Infrastrukturen ausreichend gebunden.

Mit dem UmBauLabor beginnt das Experiment, Antworten zu finden, wie ein nachhaltiger, vorbildhafter Umgang mit Gebäuden, Material und Rohstoffen aussehen könnte – für eine Umbaukultur der Zukunft.

Verantwortlich für das UmBauLabor: Projektleiterin Lillith Kreiß (links) und Projektmanagerin Santana Gumowski. Foto: Sebastian Becker
Verantwortlich für das UmBauLabor: Projektleiterin Lillith Kreiß (links) und Projektmanagerin Santana Gumowski. Foto: Sebastian Becker

Weitere Informationen

Lesen Sie dazu auch das Statement von Peter Köddermann, Geschäftsführung Programm Baukultur NRW, oder das Statement von Prof. Annette Hillebrandt zum Thema „Umbau in Lebenszykluszahlen“. Weitere Statements zum Thema finden Sie auf unserer Fokusseite UmBauLabor.

Das Projekt UmBauLabor

Laufzeit: bis Ende 2026
Ort: Bergmannstraße 23, 45886 Gelsenkirchen
Öffnungszeiten des UmBauLabors: donnerstags von 15 bis 18.30 Uhr sowie nach Absprache. 
Führungen durch das Gebäude auf Anfrage

Weitere Informationen zum UmBauLabor:
Fokusseite: https://baukultur.nrw/fokus/umbaulabor/
Pageflow: https://baukulturnrw.pageflow.io/umbaulabor

Projektgrafik und Wort-Bildmarke des „Umbaulabor“. Gestaltung: DESERVE Berlin

Begleitgremium:

    

 

 

 

 

Fachpartner:

 

Baukultur NRW wird gefördert vom:

Ihre Kontakte für diesen Bereich

Lillith Kreiß

Lillith Kreiß
Projektmanagerin UmBauLabor [seit 30.5.24 vorübergehend nicht im Dienst]

T 0209 402 441-22
Santana Gumowski

Santana Gumowski
Projektmanagerin UmBauLabor

T 0209 402 441-27
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