Der Kleine Kiel-Kanal in der Innenstadt Kiels von bgmr Landschaftsarchitekten. Foto: Thomas Rosenthal
Was kommt nach dem Einzelhandel? – Öffentlicher Raum (Innerstädtische Frei- und Grünflächen)
Welche Rolle spielt der öffentliche Raum in unseren Innenstädten? Für die angrenzenden Handelsflächen, aber auch deren Nachnutzungen: Gastronomie, Dienstleistung, Wohnen, urbanen Produktion oder soziale Räume ist die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum eine prägende.
Best Practices für leer stehende Ladenlokale (Freiräume)
Öffentlicher Raum (Innerstädtische Frei- und Grünflächen)
FLANIEREN STATT SHOPPEN?
Der Kleine Kiel-Kanal ist ein großmaßstäbliches Projekt zur Stärkung des öffentlichen Raums im Herzen des Kieler Stadtzentrums. Eine ehemals stark frequentierte Verkehrsachse wurde 2020 zu einem urbanen innerstädtischen Platz mit hoher Aufenthaltsqualität transformiert. Die Innenstadt wird durch eine Wasser-Platz-Folge an die Kieler Förde herangeführt. Boardwalks, ein Wasserplatz, Holzdecks, begehbare Inseln, klimaaktive Verdunstungsbeete, Sitzplätze und Wasserspiele schaffen mitten in der Innenstadt neue Angebote zum Flanieren und Verweilen. Die angrenzenden Geschäftslagen könnten von der gesteigerten Aufenthaltsqualität profitieren. Bereits jetzt zeigen sich Folgeinvestitionen im Umfeld der neuen Freiraumgestaltung.
Die Verkehrsflächen in der Kieler Innenstadt vor der Umgestaltung. Foto: Stadt KielDer öffentliche Raum wird als ein zentraler Ort der Identifikation, der Repräsentation, der Begegnung und Kommunikation, also des öffentlichen Lebens begriffen, der konstitutiv für die Innenstadt und das innerstädtische Leben ist. In den kleineren Kommunen handelt es sich dabei tatsächlich um den einen Platz, während größere Kommunen über mehrere Stadtplätze mit unterschiedlichen Funktionen verfügen.
Darüber hinaus gibt es weniger formalisierte, aber ebenfalls allen öffentlich zugängliche Zwischenräume. Raumkanten innerhalb städtischer Blöcke oder funktional gestörte Bereiche, in denen Leerstand gehäuft auftritt und Immobilien verwahrlosen. Hier lassen sich gezielt und auch weniger großmaßstäbliche Interventionen für eine Aufwertung nutzen. Auch ein partieller Rückbau schafft neue abwechslungsreiche Stadtplätze oder kleine Grünanlagen zum Verweilen. Alle Umgestaltungen müssen der Verbesserung der angrenzenden Nutzung dienen. Das Bedürfnis der Bewohner*innen nach Privatsphäre in ihren in der Innenstadt gelegenen Wohnung ebenso wie dem produzierenden Handwerker*innen, die weitere Anforderungen an den öffentlichen Raum stellen, der die handwerklichen bzw. gewerblichen Tätigkeiten unterstützt und mögliche Konflikte, die aufgrund seiner Nutzungscharakteristik im öffentlichen Raum zwangsläufig mit sich bringt, vermeiden hilft. Denn öffentlicher Raum besteht auch aus Geschäftsstraßen, Ladezonen und Parkbuchten. Gerade die verkehrliche Erschließung von Gewerbeflächen spielt bei der Nachnutzung leer stehender Handelsflächen durch Dienstleistungen eine größere Rolle. Dabei ist darauf zu achten, dass Parkplätze in der Nachbarschaft zur Verfügung stehen, vor allem auch Parkmöglichkeiten für Kurzzeitparker und Haltebuchten für Taxen sowie eine Anbindung an das ÖPNV-Netz.
Diese Nutzungsvielfalt und durch die Corona-Pandemie noch intensiver genutzten öffentlichen Freiräume können für eine urbane und attraktive Innenstadt sorgen.
Unsere Studie „Einkaufsstraßen neu denken" gibt eine Praxisanleitung für funktionale Umnutzungen von Einzelhandelsflächen in den Klein- und Mittelstädten: Dienstleistungen, innerstädtisches Wohnen, Urbane Produktionen – Handwerk und Gewerbe im innerstädtischen Kontext sind eine Alternative für leer stehende Ladenlokale: https://baukultur.nrw/publikationen.
Weitere Erkenntnisse zu öffentlichen Räumen in Klein- und Mittelstädten bietet die Studie „Die Innenstadt und ihre öffentlichen Räume“ des BBSR (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung): https://www.bbsr.bund.de.
„Amazon ist keine Stadt“ – nicht nur dieser Slogan aus der Ausstellung „Gute Geschäfte – was kommt nach dem Einzelhandel?“ hat viel Eindruck hinterlassen, auch der Rest der Schau zu Leerständen und neuen Nutzungen hat viel Aufmerksamkeit erfahren.
Leere Ladenlokale bedeuten nicht nur Verluste für die Eigentümer, sondern führen oft auch zur Verödung der Innenstädte. Sie sind Zeichen von Krisen, verschlechtern den angrenzenden öffentlichen Raum und können am Beginn einer Abwärtsspirale stehen, die sich dann nur schwer aufhalten lässt. Wie können Kommunen oder die öffentliche Hand im Allgemeinen darauf reagieren? Welche Lösungsansätze gibt es, um diese Herausforderungen anzugehen? Die Publikation „Gute Geschäfte“ will genau diese Fragen beantworten.
Mit der Ausstellung „Gute Geschäfte – Was kommt nach dem Einzelhandel?“ thematisiert StadtBauKultur NRW vom 20. Oktober bis zum 13. November 2016 in der Hertener Innenstadt Gründe für Leerstände in der Stadt
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