Dr. Ursula Kleefisch-Jobst.
Dr. Ursula Kleefisch-Jobst. Foto: Samuel Becker

Gone, not lost!
Zum Abschied von Ursula Kleefisch-Jobst

14 Jahre hat Ursula Kleefisch-Jobst Ausstellungen entwickelt und realisiert – für das Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW und das Museum der Baukultur NRW. Nun geht sie in den Ruhestand.

Ursula Kleefisch-Jobst ist wohl die Frau in Nordrhein-Westfalen, die seit dem Jahr 2008 mit ihrer Arbeit besonders klar zum Ausdruck gebracht hat: Architektur ist ein spannendes Thema – für alle. Sie betrifft uns, sie prägt uns, sie ist aktuell und gibt unserer Zukunft Räume. Und: Es bedarf einer baukulturellen Perspektive, um Architektur fortzuentwickeln.

Immer vor Ort, niemals am selben

Dr. Ursula Kleefisch-Jobst hat als Generalkuratorin seit 2008 viele herausragende Ausstellungen zur Auseinandersetzung mit unserer gebauten Umwelt entwickelt, produziert und begleitet. Im besten Sinne einer Kuratorin war es ihr dabei immer wichtig, Menschen mitzunehmen, sie verständlich aufzurütteln und an der Diskussion zu beteiligen. Mit dieser Herangehensweise hat sie das einzigartige Format eines mobilen Museums ohne festes Haus – nämlich das Museum für Architektur und Ingenieurkunst, M:AI NRW – mit Sinn erfüllt und über die Grenzen NRWs hinaus etabliert.

Es entstanden Ausstellungen zur Architektur, zur Ingenieurkunst, zur Stadtentwicklung, zur Kunst des Bauens und zur Ausrichtung des Bauens. Ihre Formate waren immer darauf aus, die Grundlagen, das Wesen, den Auftrag und die Qualität von Architektur so sichtbar werden zulassen, dass für jeden Betrachter und jede Betrachterin interessante, spannende und überraschende Momente entstehen. Hinzukommt: eine nicht immer einfach zu händelnde Kommunikation zwischen Fachwelt, Akteur*innen, Besucher*innen und Nutzer*innen.

Szenografie verbindet Form und Inhalt

Viele der Ausstellungen waren thematisch besonders nah am Puls der Zeit. Andere setzten szenografische Akzente und verbanden so Form und Inhalt auf gekonnte Weise mit dem Spielort; oder sie überschritten (Fach-)Grenzen und verbanden Berufsbilder in einem thematischen Auftrag. Wiederum andere, zum Beispiel die Thematisierung von Architekturen der Nachkriegsmoderne, stellten Fragen, die zum Teil erst heute als zentrale Wesenskerne einer dringend nötigen Umbaukultur betrachtet werden. 

Die Ausstellung „Alle wollen wohnen. Sozial. Gerecht. Bezahlbar“ war ein großer Erfolg und wurde an mehreren Orten präsentiert; hier 2018 auf dem Gelände der Zeche Zollverein. Foto: Claudia Dreyße
Die Ausstellung „Alle wollen wohnen. Sozial. Gerecht. Bezahlbar“ war ein großer Erfolg und wurde an mehreren Orten präsentiert; hier 2018 auf dem Gelände der Zeche Zollverein. Foto: Claudia Dreyße
„Fluch und Segen. Kirchengebäude der Moderne“ in St. Gertrud in Köln, 2019. Foto: Sebastian Becker
„Fluch und Segen. Kirchengebäude der Moderne“ in St. Gertrud in Köln, 2019. Foto: Sebastian Becker
Die Ausstellung „Paul Schneider Esleben – Das Erbe der Nachkriegsmoderne“ 2015 in Düsseldorf. Foto: Claudia Dreyße
Die Ausstellung „Paul Schneider Esleben – Das Erbe der Nachkriegsmoderne“ 2015 in Düsseldorf. Foto: Claudia Dreyße
„anything goes – Die neue Lust am Material“: Die Ausstellung wurde 2013 im stadt.bau.raum in Gelsenkirchen gezeigt. Foto: Claudia Dreyße
„anything goes – Die neue Lust am Material“: Die Ausstellung wurde 2013 im stadt.bau.raum in Gelsenkirchen gezeigt. Foto: Claudia Dreyße

Ausstellungen wie „Architektur im Aufbruch“, „Paul Schneider von Esleben – Das Erbe der Nachkriegsmoderne“, „Dynamik und Wandel – Die Entwicklung der Städte am Rhein 1910-2010+“, „anything goes -  Die neue Lust am Material in der Architektur“, „Tragende Linien – Tragende Flächen“ zum Ingenieur Stefan Polónyi, „Alle wollen wohnen. Gerecht. Sozial. Bezahlbar“, „Visionäre und Alltagshelden. Ingenieure – Bauen – Zukunft“ oder„Fluch und Segen. Kirchen der Moderne“ sind nur einige Höhepunkte – und ohne Ursula Kleefisch-Jobst undenkbar.

Venedig, Paris, Budapest

Und sie wären sicherlich nicht von Venedig bis Budapest, von Hamburg bis München, von Aachen über Köln bis Bielefeld gewandert. Ihr Bestreben das Format Ausstellung als einen besonderen Ort der thematischen Diskussion in Szene zu setzen, hat den Ruf des M:AI auch international begründet und in den Jahren als qualitätsvolle Institution gefestigt. Sie wird hierfür im Internationalen Verbund der Architekturmuseen - ICAM - sehr geschätzt.

Der gerechte Ausgleich

Wer die Generalkuratorin kennengelernt hat, wird sie als absolute Themen- und Fachkennerin in Erinnerung halten. Wer mit ihr zusammengearbeitet hat, denkt an eine äußerst warmherzige, ehrliche und dialogfreudige Frau, die immer nach einem gerechten Ausgleich gestrebt hat.

Ursula Kleefisch-Jobst und das Interesse an der Architektur voneinander trennen zu wollen, das ist glücklicherweise unmöglich. Und so trennt sie sich zwar offiziell ab April 2022 vom mittlerweile entstandenen Museum der Baukultur, jedoch wird sie weiterhin als Beraterin für Baukultur Nordrhein-Westfalen in engem Kontakt bleiben und ihr Ziel mit viel Engagement weiterverfolgen: die Sichtbarmachung und Qualifizierung von Architektur.

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